Hallöchen!
Hier bin ich wieder und heute hab ich gleich zwei Ereignisse im Gepäck von denen ich euch erzählen möchte.
Deswegen geht es auch jetzt los.
Dato Seri M. Magadeva, ein Facharzt der Psychologie, schlug im Oktober des Jahres 1967 ein Versuchsprojekt für ein Rehabilitationszentrum vor, welches auf seelisch und psychisch erkrankte Menschen spezialisiert ist. Aus diesem Versuchsprojekt entwickelte sich im September 1970 die Perak Society For The Promotion Of Mental Health.
Nun, in 2017 feiert das Center ihr 50-jähriges Bestehen und zu diesem außergewöhnlichen Anlass wurde im "Großem Ballsaal" des Syeun Hotel ein chinesisches Galadinner gegeben.
Die Einnahmen des Verkaufs der Eintrittskarten sollten für den Kauf eines neuen Transportwagens eingesetzt werden. Der neue Wagen wird dringend benötigt um die vielen Patienten für Untersuchungen in die nah gelegene Klinik zu fahren. Vorweg genommen, es sind nicht genug Spenden zusammen gekommen um den Kauf eines neuen Transportwagen zu finanzieren.
Neben dem Dinner wurde den Gästen ein buntes Bühnenprogramm geboten bei dem verschiedene Sänger ihr Können unter Beweis stellen konnten. Meiner Meinung nach muss ich sagen, dass die Sänger grandios versagt haben. Da ein chinesisches Galadinner jedoch aus 8 bis 10 Gängen besteht, durfte ich mir den total Ausfall auf der Bühne eine ganze Weile lang an hören.
Obwohl Tanja und ich unsere Tickets ziemlich früh erworben haben, wurde uns ein Tisch in der hintersten Ecke zu geteilt. Einen Vorteil gab es jedoch, ich musste das Bühnenprogramm nicht auch noch ansehen. Mit an unserem Tisch saßen ein paar Angestellte aus unserem Center, zwei ehemalige Patientinnen und Jule aus der Dementia Society Perak. So gab es trotz schlechtem Unterhaltungsprogramm an unserem Tisch viel zu lachen und zu erzählen.
An das Essen erinnere ich mich nicht mehr so genau. Es gab einen Gang mit Suppe, gebratenem Reis und Nudeln, gedünstetes Gemüse, Shrimps und Huhn, sowie Schweinefleisch in verschiedenen Varianten. Am besten hat mir der Gang mit dem gebratenen Fisch geschmeckt. Zum Dessert wurde uns Sea Coconut Jelly in Soße gereicht.
Nachdem sich die Dinnergesellschaft gegen 23.00 Uhr langsam aufzulösen begann, trafen wir auf unsere Chefin Anita, die mit ihren Freunden zusammen an einem Tisch gesessen hatte. Unter ihnen befand sich auch Maran ein gemeinsamer Bekannter, den wir jedoch erst durch Anita kennen gelernt haben. Mit ihm zusammen fuhren wir, im Anschluss an das Dinner, nach Gerik. In Malaysia kann man nämlich nur morgens oder abends, wenn die Sonne schon wieder untergegangen ist, Wandern beziehungsweise Klettern gehen. Und wir wollten den Sonnenaufgang vom höchsten Punkt des Berges bestaunen. Damit wir unser Ziel erreichen konnten, mussten wir dementsprechend früh mit dem Aufstieg beginnen.
Vom vielen Essen extrem müde geworden, suchte ich mir im Auto schnell eine bequeme Position um wenigstens für einen kurzen Augenblick meine Augen zu schließen. Doch viel Ruhe wurde mir nicht gegönnt. Denn auf dem Weg trafen wir auf Freunde von Maran, die das gleiche Ziel wie wir vor Augen hatten. Auf Grund des Platzmangels, im Auto des Freundes, stieg bei uns noch jemand ein. Leider, erwies sich die zusätzliche Gesellschaft als sehr laut und Kommunikations bedürftig. Da wir erst nach Mitternacht vom Hotel los gefahren waren, hielt sich meine Toleranz dem Lärm gegenüber sehr in Grenzen.
Um 4.00 Uhr am Morgen des nächsten Tages erreichten wir unser Ziel, zu einer sehr unchristlichen Zeit meiner Meinung nach. Mürrisch, total übermüdet und mit Kopfschmerzen wurde ich gezwungen mein schönes, gut klimatisiertes Auto zu verlassen. Mit T-Shirt, Leggings, festen Schuhen, Handschuhen und Stirnlampe bewaffnet, reihte ich mich im vorderen Drittel unserer wanderwütigen, rund dreißig Mann und Frau starken Gruppe ein.
In tief schwarzer Nacht, die nur durch die unruhig umher schweifenden Lichtkegel der Stirnlampen erhellt wurde, marschierte unsere Gruppe voran. Gleich von Anfang an war der Anstieg ziemlich steil und so streckte sich unsere Gruppe. Zum Glück passte unser Leiter gut auf uns auf und veranlasste immer wieder kurze Pausen, damit die langsameren aufschließen konnten.
Der lehmige Waldboden war an vielen Stellen mit Zentimeter tiefen Furchen durchschnitten und teilweise extrem rutschig. Es muss kurz zuvor einen starken Regenguss gegeben haben, nicht ungewöhnlich für Malaysia. Deshalb mussten wir nicht nur auf den Weg acht geben, sondern auch regelmäßig Arme und Beine nach lästigen Blutsaugern absuchen.
Denn die kleinen, wurmartigen, bluttrinkende und bei allen verhasste Blutegel lieben Feuchtigkeit und waren nun besonders aktiv.
Regelmäßig vielen sie über die unaufmerksame Wanderer her. So war es nicht ungewöhnlich, dass die laute Stille des Dschungels durch die hysterischen Schreie der Frauen unterbrochen wurde, wenn sie an sich einen Blutsauger entdeckten. Auch ich warf alle paar Minuten einen prüfenden Blick auf meine Schuhe, die immer mehr unter einer Zentimeter dicken Lehmschicht verschwanden und langsam aber sicher feucht wurden.
Gegen 6.00 Uhr hielten wir zu einer längeren Pause an. Denn für unsere muslimischen Teilnehmende war die Zeit für ihr morgendliches Gebet gekommen. Die anderen nutzen die Zeit um ein wenig zu verschnaufen, sich noch einmal von oben bis unten im Anti-Mückenspray zu baden und Salz um die Fessel zu verteilen. (Ein gutes Mittel gegen unsere Blutegel-Freunde!)
In der nächsten Etappe schlugen wir uns durch einen deutlich dichteren Teil des Dschungels. Wir mussten uns über umgestürzte Baumstämme, Äste und Wurzel kämpfen. An einer besonders schwierigen Stelle blieb ich mit meinem Fuß stecken und verlor promt meinen Schuh. Einbeinig umher hüpfend versuchte ich meinen schuhlosen Fuß so trocken wie möglich zu halten und gleichzeitig meinen abtrünnigen Schuh aus dem Loch zufischen. Dank meiner hilfsbereiten Wanderkollegen erhielt ich meinen Schuh zurück und es konnte ohne Probleme weitergehen.
Nachdem wir den natürlichen Hindernisparcours hinter uns gelassen haben, wurde es erst richtig anstrengend. Von nun an ging es steil bergauf. Das letzte Stück mussten wir sogar, nur mit einem Nilonseil als Sicherung, an einer kleinen Felswand fast senkrecht nach oben klettern. Endspurt! Dann war es geschafft und erschöpft brachen wir auf den mit Sträuchern und Gräsern bedeckten Gipfel zusammen. Den Sonnenaufgang hatten wir leider verpasst. Dennoch bot sich uns eine wunderbare Aussicht über den Morgendunst verhangenen Dschungel zu unseren Füßen.
Nach einem kurzen Kraft-Frühstück, bestehend aus Äpfeln und ein paar Keksen, wurden noch schnell ein paar Gruppenbilder geschossen um unseren Erfolg festzuhalten. Dann machten wir uns wieder auf den Abstieg, der genauso viel Aufmerksamkeit abverlangte wie der Aufstieg.
Nun endgültig erledigt aber zu tiefst glücklich erreichten wir wohlbehalten den provisorischen Parkplatz. Dort wuschen wir uns behelfsmäßig, hinter den Autos versteckt, mit dem Wasser aus unseren Trinkflaschen. Ganz mutige sprangen in den kleinen Fluss. Aber ich hatte genug von den ekligen Blutegeln und blieb lieber bei meinem Mineralwasser. Ich hab es übrigens geschafft von keinem einzigen Blutegel angeknabbert zu werden, bei Tanja sah dass ganz anders aus!
Im Anschluss, machten sich die Wandertruppe über die mit gebrachten Tuna-Sandwiches her, die in Kühlboxen in den Autos auf uns gewartet haben. Ich glaube ich aß ganze 7 Stück. Lecker!
Danach fuhr uns Maran zurück nach Ipoh, wo wir noch einen kurzen Zwischenstopp im Old Town White Coffee Cafe machten. Dort tranken wir den berühmten gleichnamigen Kaffee. Die Kaffeebohnen werden mit Butter und Zucker geröstet. So erhält der Cafe sein einzigartiges Aroma.
Mir hat das Wandern sehr viel Freude bereitet, obwohl ich gut auf die schlaflose Nacht verzichten konnte!
Habt ihr auch schon mal einen Berg erklommen? Lasst mir doch eine kleine Nachricht da und schreibt mir wir euch dieser Eintrag gefallen hat.
Liebe Grüße,
Eure Henny aus Malaysia