Deepavali - Mein erstes indisches Fest

Hallo meine lieben Leser!

 

Beginnen möchte ich mit der Erklärung was Deepavali eigentlich ist. Deepavali auch Diwali oder einfach Lichterfest genannt ist ein hinduistisches Fest und wird deshalb, in Malaysia, vor allem von der indischen Bevölkerung gefeiert. Aufgrund der sozialen sowie spirituellen Bedeutung lässt es sich am ehesten mit dem christlichen Weihnachtsfest vergleichen. Jedoch durchbricht das Feuerwerk die heilige Still und wirkt daher eher wie eine Mischung aus Weihnachten und Silvester. 

 

Genauso wie das Weihnachtsfest auf die Geburt Christi zurück geführt wird, so liegt dem Deepavalifest auch eine mythologische Geschichten zu Grunde. Je nach Region variieren die Geschichten und an die gedachten mythologischen Personen. Die übergeordnete Aussage des Festes ist jedoch der Sieg des Guten über das Böse, Licht über Dunkelheit.

 

Deepavali beginnt immer am 15. Tag des Hindumonats Kartik.  Dadurch dass wir den best möglichen Einblick in die malaysische Kultur erhalten sollen, begann meine einwöchige Festwoche schon am Sonntag den 15. Oktober.

 

Zusammen mit allen Freiwilligen und Schülern aus Malaysia fanden Tanja und ich uns im Anderson Club in Ipoh ein. Dort erfolgte die Übergabe der AFSer an die Gastfamilien. Anders als erwartet wurden Tanja und ich in verschiedene Gastfamilien gesteckt, sehr zu meinem Bedauern. Während ich  alleine in einer Familie wohnte, teilte sich Tanja noch mit Hannes, einem deutschen Freiwilligem, und Nacho, einem spanischem Schüler, eine Gastfamilie. 

 

Meine indische Familie ist eine richtige Großfamilie wie sie im Buche steht.  Bestehend aus so vielen Familienmitgliedern, dass ich immer noch nicht weiß wer mit wem verwandt oder verheiratet ist, geschweige  denn alle Namen kenne.

 

Mein indischen Eltern haben drei Kinder die älteste Tochter ist 14 Jahre jung und die zweieiigen Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen, 10 Jahre jung. Als unsere unmittelbaren Nachbarn leben die Eltern meines Gastvaters und die Schwester des Großvaters, deren Mann ist vor ein paar Jahren verstorben. Zusammen wohnen sie noch mit dem Bruder meines Gastvaters und ihren zwei Kindern, welche im ungefähr gleichen Alter sind wie die Kinder meiner Gastfamilie. Zusätzlich lebt noch die 23 jährige Rathi mit im Haus.

 

Doch wenn ihr denkt mehr Familie, auf so engem Raum, geht nicht dann habt ihr euch geirrt. Denn zwei Querstraßen weiter in einem netten Eckhaus lebt die Familie der Schwester meines indischen Vaters. 

 

Nachdem ihr meine temporäre Familie kennengelernt habt, kommen wir nun zum eigentlichen Geschehen und den Bräuchen zum wichtigsten Fest der malaysischen Inder.

 

Nach meiner Ankunft musste ich zuerst das Familienoberhaupt begrüßen, meinen Gastopa väterlicher Seits. Im Anschluss, an die große Begrüßung der restlichen Familienmitglieder, durfte ich beim Süßigkeiten herstellen helfen. Dazu wurde mir ein Platz auf dem mit Zeitungspapier belegten Fußboden zurecht gerückt und schon konnte das muntere Teigkügelchen rollen beginnen. Für die Herstellung dieser indischen Süßigkeit wird eine kleine Portion des noch heißen Teiges in die hole Hand genommen und solange geschwenkt bis sich eine kleine Kugel bildet. Im Anschluss wird er, wie ein Schnitzel, im Mehl gewendet. Fertig!

 

So verging mein erster Abend wie im Flug und meine Bedenken, auf Grund einer indischen Gastfamilie waren vergessen.

 

Der wohl wichtigste Brauch an Deepavali ist das Zusammen kommen der ganzen Familie. Es wird sich gegenseitig besucht und zum Essen eingeladen. So wurden auch meine Gastfamilie mit mir, am Montagabend, zum Essen bei Verwandten eingeladen. Deshalb kleidete ich mich in mein einziges indisches Gewandt, einen Sari. In meiner Grundschulzeit schenkte mir meine Mutter diesen Sari zum Geburtstag. Obwohl mich mein Gastvater darauf hinwies, dass niemand außer mir einen Sari zu dem Essen tragen würde, ließ ich mich nicht umstimmen. So musste ich damit leben den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu sein. Denn ich fiel nicht nur durch mein deutlich westliches Aussehen extrem auf, sonder auch durch meinen Sari. Ich war eindeutig over dressed!

 

Vor dem Abendessen wurde an die verstorbenen Eltern der Gastgeber gedacht. Zuerst wurde vor den Bildern der zwei Verstorbenen das Essen, auf jeweils einem großen Bananenblatt, angerichtet. Danach gingen die kleinen Familienverbände nacheinander zu den Bildern beteten und zollten ihren Respekt. Dies ist ein weiterer Brauch zu Deepavali.

 

Im Anschluss wurden den Gastgebern die zwei Bananenblätter der Verstorbenen zum Essen gereicht und von ihren Kindern bedient. Erst danach ließen sich die anderen männlichen Familienmitglieder zum Essen nieder. Während die Männer aßen, sorgten sich die Frauen um das leibliche Wohl und schenkten je nach Wunsch Essen und Trunk nach. Nachdem die Männer ihre Mahlzeit beendet hatten, wurden die Rollen untereinander getauscht. Frauen aßen und Männer reichten die Beilagengericht herum.

 

Am Vormittag des nächsten Tages half ich meinen beiden Gastomas in der Küche aus. Ganz zum Erstaunen der Omis schlug ich mich gar nicht so übel beim Schnibbeln und Putzen des Gemüses. So verbrachte ich fortan hauptsächlich jeden Vormittag bei meinen Gastgroßeltern im Haus, half beim Kochen und spielte mit den Kindern. Der Abend verlief genauso schön wie der vorige, diesmal lud mein Gastopa zum Essen ein. Daher trugen wir weniger festliche Sachen und auch ich ließ meinen Sari bewusst zurück. Denn wie ich am Abend vorher lernen musste, viel kann ich nicht essen mit einem Sari eng um den Körper geschlungen. 

 

Am Mittwoch, ein Tag vor dem Deepavali Fest, liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. So fuhr meine Gastfamilie mit mir nach "Little India" dem indischen Einkaufsviertel in Ipoh. Ein weiterer Brauch an Deepavali besteht darin nur neue Sachen zum Fest zu tragen und deshalb erstand meine Gastfamilie für jedes Familienmitglied ein neues Festtagsoutfit. So versuchte meine Gastfamilie auch mir einen Panjabi zu kaufen. Doch ich kann Panjabis so rein gar nichts abgewinnen und so durfte ich mich, am Ende des langen Einkaufmarathons, über einen neuen, sehr modernen Sari in meiner Lieblingsfarbe Bordeauxrot freuen.

 

Nach unserer Rückkehr ging es weiter mit den Vorbereitungen für das Fest. Die Haussäuberung stand als nächstes an. So half ich mit viel Engagement dabei das Haus und den gefliesten Vorgarten zu schrubben. Durch das viele eingesetzte Wasser hatten die Kinder und ich richtig Spaß bei der Arbeit. 

 

Nachdem alles sauber und wieder trocken war, erlernte ich die Fertigkeit der Kolam Herstellung. Ihr fragt euch nun sicherlich was ein Kolam ist. Ein Kolam ist ein symmetrisches Muster, welches von Frauen mit weißem oder auch gefärbtem Reismehl im Eingangsbereiche ihres Hauses angefertigt wird. Bei der Herstellung bzw. Anfertigungen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Das Kolam soll beschützende, so wie glückbringende Kräfte besitzen. Nach der Fertigstellung unseres Kolams schmückten wir die unmittelbare Umgebung noch mit Blumen und den traditionellen Öllampen.

 

Da Deepavali auch als Lichtfest bekannt ist, stellen die Öllampen ein wichtigen und zentralen Punkt des Festes da. Die Lichter sollen den Geistern der Verstorbenen den Weg ins Paradies zeigen. Daher werden Öllampen und andere Lichter vor die Häusereingänge gestellt. 

 

Am nächste Tag, im Haus meiner Gastgroßeltern, erfuhr ich am eigenen Leib was es mit dem traditionellen Ölbad am Deepavalimorgen auf sich hat. Anders als ich dachte, musste ich kein Ganzkörperbad in Öl nehmen. Sondern meine Gastoma massierte mir "nur" ein wohlriechendes Öl in die Haare ein. Danach durfte ich duschen gehen und mir meine Haare richtig auswaschen. Denn ich wollte auf keinen Fall mit fettigen Haaren in meinem neuen Sari in den Tempel gehen.

 

Der Deepavali Tag verging an sich wie die Tage zuvor, abgesehen von dem Ölbad und meinem Besuch im Tempel. Es wurde reichlich gutes Essen gegessen. Am späten Abend dann verkroch ich mich tief im Haus denn es war mir als wütete Zeus über uns. Okay ich weiß falsche Mythologie aber die Böller, Knallfrösche und Raketen waren einfach zu viel für mich. Ich bin leider kein Silvestertyp. Ich hab sehr großen, wirklich großen Respekt vor dem ohrenbetäubenden Lärm und verdrücke mich an Silvester lieber in mein Bett. Deshalb hielt ich es auch an Deepavali, zum Erstaunen aller, nur ein paar Minuten draußen aus, bevor ich ins Haus flüchtete. 

 

Den Freitagnachmittag verbrachte ich dann mit der Tochter von der Schwester meines Gastvaters mit deren Schwester und Cousine zusammen. Wir fuhren zum Bowlen und obwohl ich eigentlich eine kleine Abneigung gegen Kegelsport hege, belegte ich zu meinem eigenen Erstaunen den dritten Platz! Am Abend fiel ich, noch von den Ereignissen an Deepavali, fix und alle ins Bett und verpasste dadurch, bedauerlicherweise, den Kinobesuch der ganzen Familie. 

 

Am nächsten Tag rettete mein Gastvater und ich Tanja von ihrer nicht-ganz-so-netten Gastfamilie und nahmen sie bei uns auf. Am Abend lud mein Gastvater dann noch seine Freunde, Nachbarn und Arbeitskollegen zum Essen bei uns ein und so wurde es ein richtig schöner letzter Abend mit vielen lustigen und interessanten Gesprächen.

 

Die Woche verging viel zu schnell und das Abschiednehmen stand nun bevor. Mit Abschiedsschmerz und dem Versprechen bald wieder zu kommen, verabschiedeten sich Tanja und ich von meiner riesigen, warmherzigen und unglaublich liebevollen indischen Familie. 

 

Ich hab eindeutig zu viel geschrieben aber ich fand keinen Weg den Eintrag kürzer zu fassen. Ich hoffe, ihr habt bis zum Ende durch gehalten!

Sollte es noch Fragen zu Deepavali oder sonstigem geben, stehe ich euch gerne zur Verfügung.

 

Bis denne!