Da bin ich wieder und diesmal gibt es viel zu berichten.
Also, los geht´s!
Nach dem uns Mr. Lucus am Montag aus unserem alten Projekt abgeholt hatte, durften wir bei ihm bis Donnerstagmorgen bleiben und uns ein wenig von dem Stress, den die letzten Tage in Taiping mit sich brachten, erholen. Damit uns nicht zu langweilig wurde, beschäftigte er uns mit Sightseeing und, ganz typisch in Malaysia, essen gehen.
So erkundeten wir mit ihm eines der Top Attraktionen Ipohs: Kellie´s Castle.
Das Schloss befindet sich in einer malerischen Umgebung auf einer kleinen Anhöhe umgeben von dem Grün tropischer Pflanzen und dem Raya River in Batu Gajah am Rande von Ipoh.
Je nach dem welcher Quelle man glauben schenkt, sollte das Anwesen entweder ein Geschenk für William Kellies Frau oder ein Haus für seinen Sohn Anthony werden.
Um seine Vision von einem riesigen Anwesen mit verschiedenen Merkmalen aus schottischer und indischer Architektur umzusetzen, verpflichtete er 70 Arbeiter aus Indien. Kellie scheute keine Kosten und Mühen und schiffte selbst den verwendete Marmor und Ziegel aus Indien an.
Nachdem über Kellies Arbeiter die Spanische Grippe ausgebrochen war, baten die Bauleute ihren Arbeitgeber einen Tempel neben dem Schloss erbauen zu dürfen. Als Dank für Kellies Zustimmung ehrten ihn die Arbeiter mit einer Statur im selbigen Tempel. Gerüchten zu folge sollte es einen Tunnel geben der Schloss und Tempel miteinander verbindet. Doch leider habe ich einen solchen Tunnel nicht gefunden. Genauso wenig wie das Spukgespenst, dass in der Ruine sein Unwesen treiben soll.
Durch den frühzeitigen Tod Williams, im Alter von 56 Jahren, und die damit verbundene Rückkehr seiner Frau in die Heimat Schottland, wurden die Arbeiten an dem Anwesen eingestellt und somit nie beendet.
Fun Fact: Die Bauarbeiten begannen im selben Jahr wie die Geburt von Kellies Sohn Anthony im Jahre 1915. Elf Jahre später wurden die Bauarbeiten eingestellt.
Also ich weiß nicht ob es an Malaysia, an den indischen Arbeitern oder doch an der damaligen Zeit lag. Aber elf Jahre für ein unfertiges Gebäude ist doch schon reichlich viel oder nicht?
So erkundeten Tanja, Mr. Lucus und ich die Schloss Ruinen und den nahe liegenden Tempel. Das wunderschöne Wetter verhalf uns zu vielen schönen Bildern im strahlenden Sonnenschein.
Am Donnerstag war dann die Zeit gekommen in unser neues Projekt zu ziehen. Für diesen Anlass kam sogar Jasmin vom National Office AFS Malaysia aus Kuala Lumpur nach Ipoh gereist. Nachdem Fiasko mit Taiping wollten nun alle Beteiligten das Beste für den weiteren Verlauf des Programms sorgen.
So bestand Jasmin auf ein Einführungsgespräch, welches unter ihrer Aufsicht mit Tanja und mir geführt wurde. Leider, war an diesem Tag unsere eigentliche Chefin Anita nicht da. So übernahm Angeline die Rolle von Anita. Das Gespräch ergab, dass Tanja und ich von Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr im Center helfen sollten, danach konnten wir unsere Freizeit selbst gestalten.
Jedoch sollte unser erster Arbeitstag noch etwas auf uns warten. Denn am Freitag stand das Malay-Neujahr an und somit ein freier Tag für Tanja und mich. Diesen genossen wir aber nicht mit faul rumsitze, sondern mit freiwilliger Arbeiten in Jules Projekt der Dementia Society Perak.
An diesem Wochenende sollte nämlich der Memory Walk stattfinden. Eine Veranstaltung mit organisiert von Jule der dritten Freiwilligen die in Ipoh in einem Daycare Center für Allzheimer Patienten arbeitet. Die Veranstaltung findet jedes Jahr statt und soll auf die Krankheit aufmerksam machen.
Da Jules Arbeitsstätte noch etwas Hilfe mit der Befüllung von ungefähr 700 Goodi Bags brauchten, erklärten Tanja und ich uns bereit auszuhelfen.
So konnten wir auch einen lang ersehnten Mädelsabend mit Filme gucken und Popcorn veranstalten. Obwohl unsere Übernachtung bei Jule zeitweise auf der Kippe stand. Denn durch ein Missverständnis der Angestellten und Helfenden untereinander, kam es zu einer Auseinandersetzung mit Jules Chefin. Leider, gerieten auch wir Freiwilligen in den Konflikt und fielen dadurch negativ bei der Chefin auf. Zuerst verbot sie uns bei Jule zu bleiben. Doch nach dem sich die Gemüter wieder etwas beruhigt hatten, durften wir doch bleiben.
Der Memory Walk, am 24. September, wurde zu einer sehr lustigen Veranstaltung. Denn dort trafen wir auf weitere AFSer. Zusammen mit Justin, Shizuka, Gaia, Camilla und einer ehemaligen Freiwilligen die vor ein paar Jahren in Jules Projekt arbeitete, verbrachten wir ein paar sehr unterhaltsame Stunden. So wurde aus dem langweiligen und stupide Verteilen von Flyern ein verrückter Wettbewerb zwischen Justin und mir und das gemeinsame Aufwärmen mit Musik zu einem Tanzbattel.
Nachdem jeder Teilnehmende zwei Runden absolviert hatte, standen für jeden Erfrischungsgetränke in Form von Milo, dem wohl beliebtesten Getränks in Malaysia, bereit. So fand der Memory Walk nach nur wenigen Stunden sein Ende.
Doch schon bald sollten wir unsere Freunde wieder treffen. Nach nur zwei Tagen erhielten wir die Nachricht von Mr. Lucus, dass er uns noch am selben Tag abholen würde. Zusammen mit Jule und Justin fuhren wir nach Tapah einer kleinen Stadt in Perak.
Der Anlass unserer zweitägigen Reise war das chinesische Mondfest oder auch Mittherbstfest genannt. Der eigentliche Termin für dieses Fest, der nach dem traditionellen chinesischen Kalender immer am 15. Tag des 8 Monats begangen wird, fiel 2017 auf den 04. Oktober. Dieser Tag lag zwar noch etwas in der Zukunft. Jedoch veranstaltet eine örtliche Schule in Tapah bereits das Fest mit verschiedenen tänzerischen Aufführungen der Schüler.
Die Hauptattraktion der Aufführung bildete das Erscheinen eines großen, furchteinflössenden Drachens welche zusätzlich mit sehr lauter Musik untermalt wurde. Die Schüler schlugen dabei zwar rhythmisch aber doch sehr kräftig auf ihre riesige Trommel und Becken. So dass ich schnell das Weite suchte, da ich zum Leidwesen meiner Ohren, fiel zu nah an der Musikgruppe gestanden bin.
Während noch der Drache von den Anwesenden bestaunt wurde, verteilten die fleißigen Helfer an die Umstehenden Papierlaternen sowie Kerzen. Nachdem wir unsere Laternen unter einigen Schwierigkeiten zum leuchten gebracht haben, schlossen wir uns der großen Kolone an. Langsam aber stätig bewegten wir uns hinter dem Drachen und seiner fleißig spielenden Musikgruppe her.
Nicht nur mich erinnerte das Tragen einer Laterne an meine Kindheit und schon bald sagen ich mit Jule zusammen das Kinderlied "Ich geh mit meiner Laterne".
Nachdem wir wieder wohlbehalten auf das Schulgelände zurückkehrten, ohne uns Verbrennungen zu gezogen zu haben, obwohl einige Papierlaternen auf dem Weg Feuer gefangen hatten, holten wir uns unser sehnsüchtig erwartetes Abendessen. Neben gebratenem Reis und Nudeln gab es die Spezialität zum Fest: Mondkuchen.
Dieser gebackene Kuchen gibt es mit den verschiedensten Füllungen. Ganz traditionell wird er mit roter Bohnenpaste gegessen. Er kann jedoch auch süß, salzig, fleischige und auch vegetarische Füllungen haben.
Im Anschluss brachte und Mr. Lucus brachte zu unseren Kurzzeit-Gastfamilien. Tanja und ich schliefen für die eine Nacht bei einer sehr netten muslimischen Familie.
Am nächsten Morgen wurden wir von Gaias Gastmutter abgeholt und zu ihren Bekannten gefahren. Diese gehörten der Gemeindedienst Gruppe YBU an. Jule, Tanja und ich folgten den Männern zu ihrer Einsatzstelle im nahe liegenden Dorf. Dort half die Gruppe von YBU Arbeitern einem Gemeindemitglied bei der Renovierung des heruntergekommenen Hauses.
Leider, gab es für uns drei Freiwillige rein gar nichts zu tun. So saßen wir fast 5 Stunden lang unter einem provisorisch aufgestelltem Zelt in der feucht-schwülen Hitze des Dschungels und ließen und stätig von dem Rauch eines übelreichenden Feuers einräuchern.
Übrigens ist es hier in Malaysia gar nicht ungewöhnlich am Straßenrand, im Dschungel, am Wasserfall oder auf seinem Grundstück ein Feuer zu entfachen um Müll oder anderen Unrat abzufackeln.
Ziemlich gelangweilt und von uns bekannten Menschen allein gelassen verstrich die Zeit nur sehr langsam. Hinzu kam noch, dass uns einige Männer nicht ganz geheuer waren.
Nachdem der Einsatz an dem Haus beendet war, ging es jedoch nicht wie von uns erhofft nach Ipoh zurück. Nein, wir wurden anschließend noch 3 Stunden lang mit dem Auto durch die Gegend gefahren. Denn die YBU Gruppe sah sich noch verschiedene Häuser an, die dann in späteren Einsätzen renoviert werden sollten. Die ganze Fahrerei wäre nicht so schlimm gewesen, hätten wir uns nicht unzählige Male verfahren und hätte es irgendwo eine Toilette gegeben.
Doch wie jedes schlechte Ereignis hatte auch der Einsatz der YBU Gruppe irgendwann ein Ende.
Am späten Mittwoch Nachmittag die Bahn zurück nach Ipoh nehmen. Denn Mr. Lucus war auf Grund eines wichtigen Termins schon am Dienstagabend nach Ipoh zurückgekehrt. So ging ein etwas holpriger Ausflug nach Tapah zu Ende und endlich konnten Tanja und ich anfangen uns in unserem neuen Projekt einzuleben.
Puh, dass war ein ganz schön langer Eintrag. Ich hoffe euch hat es gefallen. Lasst doch ein Komentar da!
Bis zum nächsten Mal.