Ja, ich bin urlaubsreif!
Für mich stell die Arbeit und das Zusammenleben, mit den mehr als 40 Kindern, eine Herausforderung dar. Zusätzlich, zu der ungewohnten Arbeit, macht es mir der relativ große kulturelle Unterschied schwer. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass es die Möglichkeit gibt mit meinem Chapter kleiner Reisen zu machen.
Mr. Lukas, unser Chapterpräsident, ist sehr daran interessiert viel mit uns zu unternehmen. Damit wir so viel wie möglich von unserem Bundesland und Malaysia sehen können. Gleichzeitig erhalten wie etwas Abstand und Abwechslung vom Alltag und von der Situation in unseren Projekten. Mit „uns“ meine ich die fünf Freiwilligen des Perak-Chapters: Jule (Ipoh), Miriam und Eva (Lumut), Tanja und ich (Taiping).
Es gibt im Perak-Chapter, neben Shizuka und Justin, noch zwei weitere Teilnehmer des Schülerprogramms von AFS. Im Rahmen dieses Programmes lebe Camilla und Gaia in Taiping bei unterschiedlichen Gastfamilien. Anders als Justin und Shizuka, reisten die beiden Italienerinnen mit der Sommerausreise aus. Deshalb betraten sie am gleichen Tag wie ich zum ersten Mal malaiischen Boden. Der Ausflug nach Pangkor Island sollte für die Schülerinnen, in erster Linie, der Austragungsort für ihr Delay-Orientation Camp sein.
Am Donnerstag den 24. August, sollten sich alle Teilnehmenden um 7.00 AM an der Bushaltestelle „Medan Kidd“ in Ipoh treffen. Eva und Miriam sollten jedoch erst in Lumut zu uns stoßen. Denn von dort aus wollten wir mit der Fähre nach Pangkor fahren. Aufgrund dessen, dass der Taiping-Ipoh Expressbus um 6.30 AM zum ersten Mal fährt, mussten Tanja und ich schon ein Tag früher abreisen. Dank eines glücklichen Zufalles, konnten wir von Mr. Lukas und Santheran mit dem Wagen vom Rumah Kanak Kanak abgeholt werden. Durch den enormen Geschwindigkeitsunterschied zwischen Auto und Bus, erreichten wir Ipoh innerhalb von 40 Minuten.
Obwohl sich die Sonne schon zur Ruhe gebettet hatte, endete unser Tag noch lange nicht. Santheran lud Tanja und mich ein, ihm bei der Verteilung von Essen an Bedürftige zu unterstützen. Einmal wöchentlich verteilen Santheran, Mr. Lau und noch ein weiterer Freund selbst gekochtes Essen an Obdachlosen in Ipoh. Tanja und ich halfen den Männern sehr gerne bei ihrer sozialen Tätigkeit.
Nachdem die Essensreserven erschöpft waren, aßen Tanja und ich, auf Empfehlung von Mr. Lau, in einem jenischen Restaurant zu Abend. Großzügiger Weise spendierte Mr. Lau uns das Essen, welches er quer durch die gesamte Karte bestellte. Bevor unser Essen serviert wurde, hatte ich genug Zeit um mich im Restaurant umzusehen. Zuerst waren wir, bis auf eine Handvoll Gäste, allein im Restaurant. Jedoch füllte sich dieses schnell und einmal mehr wurde mir die Vielfalt der Ethnien bewusst. Kugelrund und schon etwas zu satt, chauffierte uns Mr. Lau noch zum Haus von Mr. Lukas.
Dort angekommen erwartete uns schon das nächste Essen: Maiskolben, Papaya und Lychees. Höfflich versuchten wir abzulehnen. Wir schafften es sogar Mrs. Lukas davon zu überzeugen, den Maiskolben am nächsten Morgen zum Frühstück zu essen. So aßen wir die riesigen Papayascheiben und probierten noch von den Lychees. Danach zeigten uns die Enkel von Mrs. und Mr. Lukas noch das Haus, mitsamt Schlagzeug- und Klavierhörprobe. Gegen Mitternacht lagen wir dann ziemlich erschlagen und für die nächsten drei Tage vorgesättigt in unserem Bett.
Der nächste Tag begann, meiner Meinung ein wenig zu früh, aber wir mussten um 7.00 AM an der Bushaltestelle sein. So rafften wir unsere Klamotten zusammen und aßen, gezwungenermaßen den Maiskolben, ehe wir um 6.50 AM das Haus verließen. Als wir dann pünktlich an der Haltestelle ankamen, lernte ich erneut eine sehr wichtige Lektion. Wenn es heißt um 7 Uhr fahren wir los, bedeutet das nicht Punkt 7 Uhr, sondern mindestens plus 30 Minuten.
Unterdessen, hatten sich alle Teilnehmenden eingefunden, auch Justin. Dieser unterhielt uns fortan mit wirklich lustigen Anekdoten aus seinem Malaysialeben. Da es dennoch recht früh war und keiner von uns in der Nacht wirklich gut geschlafen hatte, fielen wir aber bald alle in eine Art Wachschlaf. Da ich dem Bus nicht wirklich traute, vertrieb ich mir die Zeit erneut mir Musikhören und dahindämmern. An schlafen war auch deshalb nicht zu denken, da der Bus ungeheuer laute Motorgeräusche und einen penetranten Geruch nach Benzin verströmte. Außerdem hielten wir, gefühlt jeden Kilometer an, um neue Passagiere einsteigen zu lassen. So dauerte es mehr als 2,5 h bis wir Lumut erreichten. Dort schlossen sich auch die letzten Mitglieder unserer Ausflugsgruppe an.
Die Überfahrt mit der Fähre werde ich nie vergessen. Denn selten war eine 40 Minuten Fahrt lauter, witziger, schräger und für die anderen peinlicher. Ich weiß nicht mehr genau wie es dazu kam. Doch kaum fuhren wir mit der Fähre gemächlich, wie anscheinend alles in Malaysia, über das Wasser, begannen Justin, Jule und ich sämtlich uns bekannte Weihnachtslieder durch die Fähre zu schmettern. So verflog die Zeit wie im Flug und schließlich erreichten wir Pangkor Island.
Ich glaub es ist nicht gelogen, wenn ich sage, dass wir nicht die einzigen waren, die sich freuten endlich aussteigen zu können.
Anders als ich es gedacht hatte, ging es von der Fähre nicht direkt zum Hotel. Sondern, ohne dass ich je von einem Programm gehört hatte, startet wir eine Art Sightseeing-Tour. Ihr fragt euch bestimmt: Was gibt es denn auf dieser Insel zu sehen? Tja, genau die Frage habe ich mir auch gestellt.
Zuerst fuhren wir mit einem ziemlich ausgeblichenen rosa Kleintransporter zu der schwimmenden Moschee. Die Bilder, von diesem außerordentlich schönen Glaubensstätte, könnt ihr bei „Bildern“ finden. Im Anschluss daran, besichtigten wir noch ein niederländisches Fort, dieser wurde irgendwann im 18. Jahrhundert erbaut. Leider, war ich zu der Zeit etwas genervt, daher kann ich mich nicht mehr an die genauen Erbauungsdaten erinnern. Der Grund meiner Genervtheit lässt sich einfach erklären. Der Transporter, mit dem wir von der einen zu nächsten “Sehenswürdigkeit“ fuhren, besaß nicht genügend Sitzplätze und Fußraum für uns alle. Daher schmerzten meine Knie und mein sowieso schon katastrophaler Blutdruck, veranstaltet im Zusammenhang mit der Hitze, eine wahre Achterbahnfahrt. Um es kurz zu fassen, ich wollte zum Strand!
Alles Bitten fall jedoch nichts. Nach dem Fort sahen wir, die wohl sehenswerteste Sehenswürdigkeit überhaupt, einen Stein. Kein Scherz. Wir sind wirklich zu einem Stein gefahren. Einem historischen Stein, laut Aussage von Mr. Lukas. Dieser historische Stein ist 10,7 m lang, 4,6 m breit und 4,3 m hoch. Heutzutage wird der Batu Bersurat und das eingemeißelte Bild durch eine Überdachung vor Umwelteinflüssen geschützt. Das Bild zeigt, mit viel Fantasy, ein Kleinkind welches von einem Tiger (weg)getragen wird. Die dazu passende Geschichte lässt sich im Internet finden.
Doch auch nach dem Stein endete unsere Sightseeing-Tour noch nicht. Als nächstes stand eine Ausstellung auf Mr. Lukas Plan. Diese zeigte verschiedene Dokumente, Gebrauchsgegenstände und Bilder, sowie Geld und Kleidung aus vergangenen Zeiten. Doch das wohl Interessanteste fiel Justin auf. Keines der historischen Gegenstände wurde vor Diebstahl gesichert. Die Geldscheine waren, zum Beispiel, nur durch einen einfachen Glaskasten geschützt genauso wie die Dokumente.
Zurück im Transporter fuhren wir, da Mr. Lukas wohl immer noch nicht der Meinung war, dass wir genug Kultur für einen Tag hatten, zum Fu Lin Gong Temple. Trotz meinen Kopfschmerzen, fand ich den Temple einfach großartig. Ich hatte zu vor noch keine Möglichkeit gehabt einen chinesischen Temple zu betreten. Mir gefallen die ganzen Details und die unglaubliche Farbvielfalt. Jedoch habe ich mich nicht getraut längere Zeit in dem Temple zu verbringen. Denn ich war nicht alleine und der ältere Herr, der mir irgendetwas auf Mandarin zu rief, verunsicherte mich. Deshalb verließ ich, nach dem ich ein paar Bilder gemacht hatte, den Temple schnell wieder und widmete mich stattdessen dem Betrachten des Außenbereichs.
Unsere scheinbar endlose Reise führte uns weiter, gefühlt fuhren wir schon zum zehnten Mal über die gleiche buckelige und huckelige Straße. Wahrscheinlich lüge ich noch nicht einmal. Denn anders als jede mir bekannte Reiserute, fuhren wir die Sehenswürdigkeiten in keiner Weise geordnet an. So sah ich an diesem Tag weder die Moschee noch den historischen Stein nur ein einziges Mal. Mr. Lukas schien währenddessen entweder immun gegen das langsam lauter werdende Gejammer zu sein oder er überhörte es einfach.
Jedenfalls fuhren wir zu unserem letzten Must-See einer Fischindustrie/-fabrik. Jetzt im Nachhinein muss ich gestehen, habe ich vergessen einen Blick in die Verarbeitungsstätte zu werfen. Im vorderen Bereich, der Verkaufsstelle, gab es meiner Meinung aber auch genug zu sehen. Ich habe zuvor schon Fischsnacks gesehen, doch nicht in solcher Vielfalt. Das Angebot an fischigen Snacks war einfach riesig und ziemlich beeindruckend.
Bevor wir wieder zurück zum Transporter liefen, gönnte ich mir noch aus jeder Probierschale einen kleinen Happen. Den Laden verließ ich jedoch ohne etwas gekauft zu haben. Denn dem penetranten fischigen Geruch konnte ich nichts abgewinnen. Obwohl einige der Snacks, meiner Meinung nach, gar nicht so übel waren.
Zurück im Transporter quetschten wir uns wieder so gut es ging aneinander und fuhren dann, endlich, zu unserer Unterkunft. Nachdem wir es geschafft hatten 9 Frauen durch drei Zimmer zu teilen, welches trotz der einfachen Rechnung ein relativ großes Problem darstellte, konnten wir für eine Stunde unsere Freiheit genießen. Mit meinen Zimmergenossinnen, Tanja und Jule, hielt ich ein kleines Nickerchen unter der wundervollen und kalten Klimaanlage ab.
Die Stunde verging, leider, allzu schnell und kaum, dass ich mich versah brachen wir, bewaffnet mit Badesachen und ein wenig Geld, zum Mittagessen auf. Nach dem ich meine Suppe zur Hälfte aufgegessen hatte, startete schon die nächste Runde von Mr. Lukas Unternehmungsdrang.
Am Rande bemerkt, ich entwickle, langsam aber sicher, eine Abneigung gegen über jegliches Seafood. Denn nicht nur auf Pangkor Island gibt es Unmengen von Meerestieren und Fisch, sondern auch in Taiping.
Jedenfalls, stand nun auf unserer Aktivitätenliste: Schnorcheln. Dazu wurden wir mit einem Boot zu einer kleinen Insel etwas von Pangkor gefahren. Auf das Schnorcheln habe ich mich sehr gefreut, doch am Ende war ich etwas enttäuscht. Die Wasserqualität war nicht die beste. Vielleicht lag es an er Jahreszeit, doch von dem versprochenen kristallklaren Wasser war nur eine milchige Brühe zu sehen. So konnten wir beim Schnorcheln nicht sehr weit sehen. Anders als ich es gedacht habe, durften wir nur in einem kleinen Abgegrenzten Bereich schnorcheln. Zudem waren unsere Gruppe nicht die einzigen an der kleinen Schnorchelstelle, so mussten wir uns den Platz mit noch 2-3 anderen Gruppen teilen. Im Endeffekt achtete ich mehr darauf nicht die Beine anderer Menschen abzubekommen als auf die kaum sichtbaren Fische.
Nichtdestotrotz, hatte ich meinen Spaß. So sah ich zum ersten Mal in meinem Leben lebendige, krabbelnde Krabben. Ich habe mich wie ein Kind darüber gefreut und die Krabben fasziniert beobachtet. Nach meiner Entdeckung versuchte ich jedoch darauf zu achten den Boden so selten wie möglich meinen Füßen zu berühren. Denn ich hatte Angst, dass mich die Krabben in den Zeh kniffen.
Neben den Krabben erblickte ich einen wunderschönen und riesigen Adler, der kreisend über die Insel schwebte. Ich hätten ihm gerne beim Jagen beobachtet, jedoch schien der Adler keine passende Beute gefunden zu haben und zog nach einer Weile wieder ab.
Nach dem Schnorcheln vertrieb ich mir die restliche Zeit, bis uns das Boot wieder abholen würde, mit Korallenstücken und Muscheln sammeln. Dabei möchte ich betonen, ich habe keine Korallen zerstört, sondern nur die angeschwemmten Teile aufgesammelt. Mit Jules Hilfe fand ich ein paar schöne Erinnerungsstücke.
Im Anschluss an das Schnorcheln, liefen wir noch zu einem weiteren Strand. Dort sind die Bilder von mir auf der tollen Schaukel entstanden. Wir hatten zwar die Möglichkeit noch einmal Baden zu gehen, jedoch fürchtete ich mich zu erkälten. Deshalb genoss ich das Wellenrauschen, den Wind und den weiten Ausblick. Endlich war ich in Malaysia angekommen und es sah genauso aus wie ich es mir vorgestellt hatte, wunderschön. Wäre ich allein unterwegs gewesen, ich hätte mich an diesem Tag nicht mehr von der Schaukel gelöst.
Jedoch folgte noch ein letzter Programmpunkt, der letzte des Tages wie ich mit Freuden feststellte. Gegen 6.00 PM begann die Fütterung der Seagulls, zu Deutsch Möwen. Doch die “Möwen“ hier ähneln in keiner Weise unseren deutschen Möwen. Ich finde, sie sehen eher aus wie ein weißer Verwandter des Vogels aus der TropiFrutti-Gummibärchen Werbung.
Auf jeden Fall, konnte ich selbst in den Genuss kommen die Vögel zu Füttern. Ein wirklich tolles Erlebnis. Die Vögel wissen sie ganz genau wann Fütterungszeit ist und sammeln sich um den kleinen Platz. Auf das Pfeifen ihres Trainers fliegen dann noch einmal 20 Vögel heran. Die Vögel sind darauf trainiert aus der Luft Bananenstückchen von den Händen der Touristin zu nehmen. Nachdem jedes Mitglied unserer kleinen Reisetruppe, ein paar Bananenstückchen verfüttert hatte, war es auch für uns an der Reihe zu Abend zu essen. Dazu folgten wir Mr. Lukas zu einem Restaurant und ließen den Abend ausklingen.
Zurück im Hotel, zogen wir unsere Badeklamotten erneut an und sprangen in dem Hotel eigenen Pool. Obwohl die Sonne schon lange nicht mehr schien, spürten ich die Hitze des Tages noch immer. So planschten Tauschis und Freiwillige laut schnatternd und lachend im kühlen Nass. In einem deutschen Resort hätten wir bei der Lautstärke spätestens nach 10 Minuten einen Poolverweis bekommen. Doch auf Pangkor blieben wir ungestraft.
Der nächste Tag begann bei mir mit gemischten Gefühlen. Denn die erhoffte Erholung hatte ich nicht wirklich finden können und ich merkte wie dringend ich etwas Abstand von der Gruppe brauchte. So lehnte ich das nach dem Frühstück anstehende Inselhopping ab. Stattdessen besorgte ich mir zusammen mit Justin ein Eis und setzte mich anschließend auf den Strand. So hatte ich mir meine Auszeit eigentlich vorgestellt.
Gegen Mittag checkten wir aus dem Hotel aus und starteten die Suche nach Essen. Die meisten Läden in Taiping, zum Beispiel, machen erst gegen 11 Uhr auf. Auf Pangkor Island kam noch hinzu, dass die Urlaubsseison anscheineind noch nicht begonnen hatte und somit viele der Länden geschlossen hatten. Trotzdem fanden wir ein Restaurant, welches geöffnet hatte. Dort aßen wir ein leckeres Mittagessen und vertrieben uns, mit Tee auf Eis und Milo, die Stunden bis um 2.00 PM.
Im Anschluss daran, fuhren wir zurück um Hafen. Dort stiegen wir in die schon wartende Fähre ein, die uns zum Festland fuhr. Um 6.00 PM nahmen wir von Lumut den Bus nach Ipoh. Es war schon wieder dunkel als wir Ipoh erreichten. Unter vielen Umarmungen verabschiedeten sich alle voneinander. Tanja und ich durften noch eine weitere Nacht in Mr. Und Mrs. Lukas Haus verbringen. Denn unser letzter Bus war bereits ohne uns nach Taiping abgefahren.
So ging ein sehr anstrengendes und dennoch tolles Vorwochenende zu ende.
Wie immer freue ich mich über Anregungen und Kommentare. Schaut doch noch mal bei den Bildern vorbei. Es gibt ein kleines Update!
Bis bald und genießt die letzten Tage des Sommers in Deutschland!