Hallo meine lieben Daheimgebliebenen!
Wieder sind einige Tage ins Land gezogen. Jeder Tag birgt neue Herausforderungen und macht es mir mal mehr mal weniger schwer, mich in mein neues Leben einzufinden.
Ich habe euch eigentlich einen Tagesablauf für den heutigen Blogeintrag versprochen. Jedoch muss ich euch vertrösten. Mir und Tanja ist selbst nach drei Wochen noch nicht hundertprozentig klar ,wie unsere Arbeitstage ablaufen. Deshalb warte ich ein paar Tage ab und berichte euch dann von meinem Tagesablauf.
Ich möchte euch von meinem Ausflug zum Lake-Garden erzählen. Im Anschluss daran dreht sich alles um Ballettfüße und Curry.
Den Sonntag des 06. Augusts wollten Tanja und ich nutzen, um unser neues zu Hause besser kennenzulernen. Aber auch um etwas Abstand vom Projekt zu schaffen. Deswegen wollten wir eine besondere Attraktion Taipings besuchen, den Lake-Garden. Bevor wir aufbrechen konnten, mussten wir zuerst bei Mr. Lal, unserem CPO, um Erlaubnis bitten. Dieser sprang nicht in die Luft vor Freude, als er von unserem Ausflugsplan erfuhr. Seine Reaktion lässt sich eher mit dem Erleiden eines kleinen Herzinfarktes beschreiben.
Unsere Projektleitung ist sehr um unsere Sicherheit besorgt. Daher versuchen sie uns im Projekt zu halten, anstatt Tanja und mich alleine in der Stadt herumlaufen zu lassen. Ich bin sehr froh über die Sorge die uns entgegengebracht wird. Dennoch erweist es sich manchmal als schwierig mit der Besorgnis umzugehen. Von meiner deutschen Familie bin ich teilweise andere und nicht so strenge Regeln gewohnt. Hier in Malaysia gelten für mich jedoch die Regeln der Projektleitung und an diese versuche mich zu halten. Das bedeute dann zum Beispiel, anfragen ob ich nach draußen darf, absprechen wann ich wo hingehe und wann ich wieder zurückkomme und schließlich muss angerufen werden wenn ich wieder im Projekt bin.
Nachdem Mr. Lal seinen kleinen Schock überwunden hatte, erhielten wir die Erlaubnis zur Parkanlage zu fahren. Zusätzlich beauftrage er drei der ältesten Kinder des Heimes, Tanjas und meine Eskorte zu bilden. Für ein paar Stunden genossen wir die Ruhe und die Natur des Lake-Gardens. Bei unserem Spaziergang trafen wir auf nicht allzu viele Tiere. Ansonsten stellten wir selbst eine große Attraktion dar. So wurde unser Spaziergang ab und zu von Gebrüll vorbeifahrender Mopedfahrer, die unsere Aufmerksamkeit oder ein Foto mit uns wollten, unterbrochen.
Diese Art von Reaktionen lösen wir immer aus. Allmählich gewöhnen wir uns daran, angestarrt oder
heimlich abgelichtet zu werden. Tanja und ich versuchen diese unangenehmen Situationen immer mit Humor hinzunehmen.
Taiping hat außerdem eine sehr schöne Einkaufsmöglichkeit, die Taiping Mall. Dort habe ich am Freitag eine neue Hose kaufen müssen. Nachdem ich meine schwarze Lieblingshose verloren hatte.
Da ihr euch sicher fragt:“ Wieso verliert sie eine Hose, hatte sie den keine an?“ Möchte ich euch an dieser lustigen kleinen Geschichte teilhaben lassen, gleichzeitig erklärt sich auch der erste Teil der Blogüberschrift. Die Hosen-Geschichte lässt sich leichter erklären, wenn ich etwas weiter aushole.
Vor zwei Wochen teilt uns Mr. Lal mit, dass Tanja und ich, als Assistenz Coachs, am 10. September bei einem großen Laufwettbewerb auftreten würden. Zunächst war ich etwas verwirrt. Jedoch dauerte es nicht lange bis wir verstanden, was an dem Tag geschehen würde und worin unsere Aufgabe lag.
In Taiping findet, an dem besagten Sonntag, ein Laufwettbewerb mit rund 3.000 Teilnehmern statt. Drei Kinder des Rumah Kanak-Kanak nehmen an dem Lauf teil. Tanjas und meine Aufgabe ist es als Assistenz Coaches/ Motivatoren dafür sorgen, dass diese Kinder regelmäßig zum Training gehen. Dabei bot es sich natürlich an, Tanja und mich gleich mit trainieren zu schicken. Deshalb steht seit neustem viermal wöchentliches Lauftraining auf unserem Stundenplan. Dienstags und donnerstags von 16-17 Uhr und am Wochenende von 6-7 Uhr. Unsere Trainingsstrecke umfassen normalerweise zwei Runden um den Lake-Garden, insgesamt 7 km. Durch die Bepflanzung mit Bäume und Sträuchern und den Seen bildet dieser die perfekte Lauflokation. Nach dem Absolvieren der 7 km erfolgt noch ein kleines Sprinttraining, aber nur in den frühen Morgenstunden.
Tanja und ich lieben unser Coach. Er arbeitet seit fast 2 Monaten ehrenamtlich in unserem Projekt und motiviert die Kinder zu sportlich Aktivitäten. Eigentlich trainiert er nur eine einzige und sehr beliebte Sportart: Fußball. Unser Coach ist ein außerordentlich engagierter Mann und so kam es dazu, dass er kurzerhand auch Tanja und mich zu dem Laufwettbewerb anmeldete. Nun trainieren wir mit einem greifbaren Ziel. Ich bin froh darüber und versuche mein Bestes zu geben. Denn die ersten 50 pro Kategorie erhalten eine Medaille.
Diejenigen von euch die mich etwas länger kennen, wissen dass ich in Deutschland niemals joggen gehe. Meine einzigen sportlichen Aktivitäten bestehen aus Kendo und dem Fitnessstudio. Überraschenderweise habe ich Spaß am Laufen. Es bietet einen guten Ausgleich zu der Arbeit im Projekt. Der einzige Nachteil am Laufen, am Anfang bekam ich durch meine Schuheinlagen schmerzhafte Blasen an den Füßen. Als ich meine Schuhe dann einmal vor Tanja auszog, viel ihr sogleich die Ähnlichkeit meiner Füße mit denen von Balletttänzerinnen auf. Meiner Meinung nach haben Balletttänzerinnen im Gegensatz zu mir, dennoch dass deutlich schlechtere Los gezogen.
Ihr fragt euch vielleicht wie unser Lauftraining abläuft. Zum Training werden wir immer von einem der Wardens gefahren. Da wir keine Umkleidekabinen haben, tragen wir unsere kurzen Sporthosen schon immer unter den langen Hosen. Zum Laufengehen sind kurze Hosen erlaubt, aber im Projekt dürfen wir nur lange Hosen tragen. Treffpunkt mit unserem Coach ist der Sportclub “The New Club“. Dort ziehen wir uns die langen Hosen aus. Der Coach verstaut diese dann in seinem Mopedkorb. Vom “The New Club“ erreichen wir den Lake-Garden in 5 Minuten. Diese kurze Laufstrecke stellt sogleich unsere Aufwärmung dar. Beim Lake-Garden angekommen fangen wir an zu laufen. Dabei stehen wir unter der ständigen Aufsicht unseres Coachs. Der mit seinem Moped immer neben uns herfährt. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie motivierend das ist. Genau bei so einer Fahrt ist meine lange Überziehhose aus seinem Mopedkorb gefallen. Leider, fiel uns der Verlust erst auf, als wir nach einer Stunde wieder am “The New Club“ auf unseren Abholservice warteten. Obwohl Coach gleich losfuhr, um nach der Hose zu suchen, konnten wir sie nicht finden. So musste ich ohne lange Hose zum Projekt zurück und am Freitag eine neue kaufen.
Gestern kam Coach wieder zum Projekt, um mit den Kindern zu trainieren. Bei der Gelegenheit berichtete er Tanja und mir von einem weiteren Wettbewerb. Dieser findet im Oktober in Taiping statt. Sofort brachen wir in Freude aus, doch zu früh gefreut. Der Wettbewerb um fast einen 20 km Lauf und nicht mehr 5 km! Uns ist dieser Umstand aber egal, wir werden teilnehmen.
Viele von euch haben mich gefragt wie das Essen mir hier schmeckt bzw. was es hier so gibt. Bei mir im Projekt gibt es eigentlich nur indisches Essen. Das liegt daran, dass das Projekt hinduistisch ist. Deswegen essen wir zum Mittag und Abendessen meist verschiedene Varianten von Curry. Diese bestehen im Großen und Ganzen aus drei Hauptbestandteilen: die Grundlage bildet Reis, dann das Curry und Gemüse. Die Curries lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen: Hühnchen, Fisch oder Tofu. Mein absolutes Lieblingsgericht besteht aus großen frittierten Tofuwürfeln in einer roten, süß-scharfen Currysoße mit Bohnen und Reis. Neben Bohnen gibt es ganz verschiedene Gemüsesorten. Die Curries bestehen meistens aus Aubergiene, Kartoffeln, Möhren, Blumenkohl und anderen Gemüsesorten die es bei uns nicht gibt. Die Gemüsebeilagen sind meist: Kohl, Ladies Finger ( ich weiß nicht, ob es dafür einen deutschen Namen gibt), Bohnen und manchmal eine Art Salat aus Gurken, Ananas, Zwiebeln und Chili. Leider erweist es sich als schwierig, euch die ganzen Gemüsesorten zu beschreiben und aufzuzählen. Ich werde versuchen, Bilder von dem verwendeten Gemüse zu machen.
Zum Frühstück gibt es immer etwas anderes. Mal gibt es eine Art Eierkuchen mit Curry, dünne Reisnudeln mit Curry, Nudeln, die wie Nasi Goreng gemacht werden, Nasi Goreng oder süße Teigbällchen (frittiert) und manchmal gibt es auch Kekse oder Kracker. Einmal gab es sogar frittierte Bananen, mein absolutes Lieblingsfrühstück. Tanja und ich essen aber meist gar nichts zum Frühstück oder naschen ein paar Jambus.
Jambu ist eine mittel große, runde Frucht die nach einer Mischung aus Birne und Apfel schmeckt. Jedoch nicht wie die neumodische Kreuzung namens Naschibirne. Jambus gibt es bei uns immer in Hülle und Fülle. Die Frucht kann günstig erworben werden und schmeckt hier jedem. Mal wird sie pur, mit Salz oder mit einem braunen Pulver gegessen. Das Pulver enthält neben Zucker und Salz verschieden Gewürze.
Nun noch die Frage nach der Schärfe. Die Hausmütter achten darauf, dass das Essen wegen Tanja und mir weniger scharf ist. Da ich aber schon außerhalb gegessen habe, kann ich sagen, dass die Gerichte gut gewürzt und scharf sind. Aber alles schmeckt lecker.
Damit verabschiede ich mich für heute.
Schaut doch noch auf der Bilderseite vorbei und entdeckt die neuen Bilder. Der nächste Bericht ist schon in Arbeit. Diesmal berichte ich von meinem Wochenendausflug nach KL.
Wie immer würde ich mich riesig über Kommentar von euch freuen.
Also dann. Bis zum nächsten Mal!