42 Monkeys

Selamat Patang!

 

Am Samstag gegen 11 Uhr begann meine kleine Reise nach Taiping. Im Schlepptau hatte ich nicht nur meinen überdimensionalen Koffer, sondern auch Tanja.

 

Einige von euch fragen sich nun vielleicht, wer ist Tanja? Tanja kommt wie ich aus Deutschland und, was mich am meisten freut, sie wird mit mir im Projekt leben. Wir haben uns schon kurz in Deutschland bei unseren Vorbereitungsseminaren kennengelernt. Deshalb konnte ich zu dem Zeitpunkt schon sagen: Wir würden ein perfektes Paar werden, jedenfalls aus meiner Sicht. Sie die ruhige, liebe und ich die eher aufbrausende, laut quatschende Nervensäge.

 

Nun kennt ihr Tanja, jetzt aber zurück zum eigentlichen Thema. Am späten Vormittag saß ich also neben Tanja auf dem Rücksitz eines Taxis auf dem Weg zum Bahnhof. Dort sollten wir unsere Tickets bekommen und gegen 13 Uhr unseren Zug nach Taiping nehmen. Schon bei der Anfahrt gab es ein kleineres Problem. Plötzlich fragte unser Uber-Fahrer, wo er uns eigentlich hinbringen sollte. Diese Art von Frage ist bei Uber-Fahrern sehr ungewöhnlich. Bei uns in Deutschland gibt es Uber noch nicht, deswegen versuch ist es ganz kurz zu erklären.

 

Uber-Fahrer sind ganz normale Menschen, die mit ihrem eigenen Auto andere Menschen chauffieren. Das Ganze läuft über eine App. Dort gibt man seinen aktuellen Standort an, sein Ziel und bezahlt dann, im Normalfall, über die App die Fahrkosten. So wissen die Fahrer immer schon vorher, wohin sie fahren müssen.

 

Unser Fahrer anscheinend nicht! Etwas unsicher, stammelten wir etwas von „Train“ und „Taiping“. Ich hoffte, am Ende beim richtigen Bahnhof auszusteigen und dass taten wir auch. Doch als uns auffiel, dass wir alleine am Bahnhof standen, geriet ich in eine leicht panische Stimmung. Wir waren nämlich mit zwei weiteren Autos losgefahren, diese standen aber nicht dort wo wir uns gerade aufhielten. Vielleicht waren wir doch nicht am richtigen Bahnhof? Wir beschlossen uns in den klimatisierten Bahnhof zu setzen und dort zu warten, denn etwas anderes blieb uns nicht übrig. Irgendwann hatte auch die längste Warterei ein Ende und so fanden sich schließlich alle 10 AFSler wieder.

 

Die darauffolgende Bahnfahrt nach Taiping verlief dann vergleichsweise unspektakulär. Ich verschlief, mehr oder weniger, die ganze Fahrt. Einiges bekam ich aber doch mit, zum Beispiel die eher eintönige Landschaft. So konnte ich mich glücklich schätzen, wenn sich die Palmölplantage mit einer Bananenplantage abwechselte oder sich zwischendurch ein Bauwerk zeigte.

 

Nach gut 3 Stunden und 15 Minuten erreichten Tanja und ich den Bahnhof Taiping. Meine erste Reaktion; „Wo sind denn die 221.000 Einwohner hin?“ Ich sah aus einem Bahnhofsfenster und erblickte nur Braun und Grün und nicht gerade viele Häuser. Dazu muss gesagt werden, ich habe zur falschen Seite rausgeschaut.

 

Wir wuchteten unsere Koffer in den kleinen Aufzug, der uns zum Wartebereich des Bahnhofs brachte. Und dann? In meinem Kopf habe ich ein großes Schild mit „AFS“ oder „Welcome Tanja und Hendrikje“ gesehen, jedoch erwartete uns Nichts. Na gut, ´Nichts´ stimmt auch nicht, aber es wartete niemand auf uns. Tanja und ich beruhigten uns, indem wir uns sagten, in Malaysia ticken die Uhren eben anders und warteten erneut.

Aber nach mehr als 1 Stunde des Wartens, mehreren Nachfragen ob wir ein Taxi brauchten, vielen neugierigen Fragen, woher wir kamen und einem schon ziemlich unheimlichen älteren Herrn, beschloss Tanja etwas zu tun. Zum Glück hatte sie auf ihrem Smartphone ein Bild von der Projektadresse, leider war die Adresse dem Malaien am Schalter gänzlich unbekannt. Doch bei der nächsten Person hatten wir Erfolg. Die Frau bot sogar an, uns direkt zum Projekt zu fahren. Sofort sagten wir zu und die Frau holte ihren Wagen. Nach der ersten Euphorie bekamen Tanja und ich aber ein schlechtes Gewissen. Mehrmals wurde uns eingeschärft und sogar verboten, zu trampen und mit Fremden mit zu fahren. Aber was sollten wir tun? Eine Stunde warten reichte uns und den grusseligen Herrn konnte ich immer noch sehen. So entschieden wir uns für die Autofahrt mit der hilfsbereiten Frau.

 

Nach guten 3 Minuten erreichten wir, gesund und munter, das Rumah Kanak Kanak. Wie ich es mir gedacht hatte, wusste keiner von unserem Eintreffen. Bis heute wissen wir nicht, was bei AFS schiefgelaufen ist. Mr. Lal, unser Ansprechpartner vom Projekt, dachte wir würden erst am Sonntag anreisen. Nach seinem Wissensstand sollte er uns in Ipoh, der Hauptstadt von Perak, am Nachmittag des nächsten Tages abholen.

 

Trotz unseres überraschenden Erscheinens bezogen wir gleich unser neues Reich. Im Zimmer, das geschätzt etwas zwischen 15-20 m2 groß ist, stehen drei Betten, ein Sofa, zwei große Kleiderschränke und unser Wäscheständer. Wir haben mehr als genug Platz und auch zwei kleine Bäder. Obwohl dass eine mehr die Abstellkammer/Wäschekammer darstellt. Im Bad stehen eine Toilette, zwei Waschbecken und eine Dusche. Genügend Klopapier gibt es auch. Trotzdem war ich etwas zwischen verwundert und geschockt über unser Quartier. Immerhin habe ich meine erste Kakerlake gesehen. Zum Glück lebte sie nicht mehr. Dennoch wegfegen durfte ich sie selbstständig, Tanja hat sich nämlich geweigert.

 

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte zum Projekt und seinen Angehörigen verlieren. Hier leben 42 Mädchen und Jungen zwischen 5-17 Jahre. Zum Projekt gehören mehrere Angestellt: 3 Hausmütter, die für die Mädchen zuständig sind, kochen und die Waschmaschinen anschmeißen und 3 “Wächter“. Diese stellen die Ansprechpartner der Jungen dar und bilden sogleich eine Mitfahrgelegenheit in die Stadt. Zusätzlich gibt es noch eine Büroangestellte, den Präsidenten des Projekts, Mr. Lal der sich um alle organisatorischen Dinge kümmert und einen Mann, der sich mit den Finanzen befasst. Diese hier aufgezählten Personen habe ich bereits persönlich kennen gelernt. Ich lebe aber erst seit gut 9 Tagen hier, das heißt es arbeiten bestimmt noch weitere Personen für das Projekt, die ich noch nicht kennengelernt habe.

 

Ich hoffe, ihr freut euch bald mehr über meinen Alltag hier im Projekt zu erfahren. Bitte macht euch nicht zu viele Gedanken um mein Wohlbefinden. Es geht mir hier sehr gut und es gibt sehr leckeres Essen. Falls ihr an irgendetwas interessiert seit sei es bezüglich Essen, Wetter etc., schreibt es in die Kommentare oder schreibt mir eine E-Mail.

 

Bis zum Nächsten mal!

 

 

PS: Der Titel entstammt nicht meiner Kreativität, sondern einem sehr lustigen Kommentar von Mr. Lal. Tanja und ich durften am Sonntag in den Lakegarden, jedoch nicht ohne Begleitung. Dort haben wir unsere ersten Affen gesehen. Nach unserer Rückkehr, berichteten wir Mr. Lal von unserem Erlebnis, der daraufhin meinte er sehe jeden Tag 42 Affen.